Hochzeitsbräuche Teil 2: Traditionen am schönsten Tag zweier Menschen

Einen ersten Einblick in die bekannten (und weniger bekannten) Hochzeitsbräuche haben wir Ihnen ja bereits im ersten Teil gewährt. Hier geht’s weiter mit einer Übersicht der Hochzeitsbräuche – wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Schmökern und Aussuchen!

Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes, etwas Blaues

Ursprünglich kommt dieser Brauch aus England, zählt aber nun auch hierzulande zu den gebräuchlichsten und beliebtesten Hochzeitstraditionen. Dabei soll die Braut etwas Altes (something old), etwas Neues (something new), etwas Gebrauchtes (something borrowed) und etwas Blaues (something blue) tragen oder bei sich haben, wenn sie heiratet. Einer der bekanntesten und beliebtesten Hochzeitsbräuche überhaupt!

Etwas Altes: Häufig handelt es sich hierbei um einen Teil des Hochzeitsoutfits (z.B. der Schleier, eine Stola, ein Taschentuch oder sogar das Hochzeitskleid selbst) oder auch ein Schmuckstück aus der Familie. Das Alte steht symbolisch für die Verbindung der Braut mit ihrer Herkunft, ihrer Familie, gleichzeitig aber auch für den Wunsch nach einer starken und dauerhaften Beziehung.

Etwas Neues: Das ist wohl die leichteste Übung – denn alles, was für die Hochzeit neu angeschafft wurde, soll für einen glücklichen Neuanfang und eine erfüllte Zukunft stehen. Ob die Schuhe, das Kleid, Handschuhe, die Ringe oder ein anderes Accessoire: Das Neue symbolisiert den Beginn eines neuen Lebensabschnittes, den Frau und Mann am Tag der Hochzeit offiziell beginnen.

Etwas Geborgtes: Dieses steht für die Unterstützung und den Rückhalt durch Familie und Freunde. Häufig leiht sich die Braut hier etwas von guten Freunden – es symbolisiert, dass die Braut auf Hilfe bauen kann, egal in welcher Lebenslage sie ihre Freunde braucht. Vor allem etwas Geborgtes von einer selbst glücklich verheirateten Freundin soll viel von Fortuna auf die Braut abfärben.

Etwas Blaues: Die Farbe Blau steht seit jeher für Ehrlichkeit, Treue, Reinheit, Ergebenheit, Bescheidenheit und Liebe. Zumeist ist es das blaue Strumpfband, das diesen Brauch umsetzt, manchmal auch eine blaue Blume fürs Haar. 

Blumenkinder

Hochzeitsbrauch-Blumenkinder-Blumen streuenDie Blumenkinder sind ein wunderbarer Brauch und machen jeden Auszug aus dem Standesamt oder aus der Kirche zu einem unvergesslichen Moment. Der Blumenkinder Hochzeitsbrauch ist schon sehr alt und stammt ursprünglich aus der heidnischen Tradition. Dass die Blumenkinder bei einer Trauung Blumen streuen, ist einer der Hochzeitsbräuche, die eine uralte Tradition mit dem Zauber der kindlichen Unschuld und Schönheit verbinden. Durch das Streuen der Blüten soll die heidnische Fruchtbarkeitsgöttin milde gestimmt werden und dem Paar reichen Kindersegen schenken. 

Blumenkinder und Blüten streuen

Die Tradition, dass Blumenkinder beim Auszug aus der Kirche vor dem Brautpaar her schreiten und Blütenblätter auf den Boden streuen, geht also auf einen alten heidnischen Brauch zurück. Der Duft der Blüten soll Fruchtbarkeitsgöttinnen anlocken, die dem frischvermählten Paar reichlich Nachwuchs bescheren. Doch was bei der Hochzeit selbst im Vordergrund steht, ist natürlich die romantische Szene, wenn die Blumenkinder beim feierlichen Auszug aus der Kirche mit festlichen Kleidern stolz und Blüten streuend dem frisch vermählten Paar vorausschreiten. Manch ein Paar lässt die Blumenkinder sogar beim Ein- und Auszug ihre Blumen streuen. Während es früher nur beim Gang aus (oder in) die Kirche üblich war, Blumenkinder gehen und streuen zu lassen, so ist dies heute und seit etwa 30 Jahren auch beim Auszug aus dem Standesamt ein üblicher Hochzeitsbrauch. Mit dem Blumen streuen beginnen die Blumenkinder ab dem Augenblick, wenn sich das Brautpaar vom Altar nach draußen bewegt. Die Brautkinder gehen hier langsam und Blüten aus ihren Körbchen und auf den Weg streuend vor dem frischvermählten Paar als erste voran. Häufig wird auch die Kirchentreppe mit Blüten bestreut, so dass das Paar auf einem Meer aus Blüten in ihr neues Leben schreitet. 

Wer eigene Kinder im passenden Alter hat, der wird diese natürlich als Blumenkind „einsetzen“ – außerdem sind natürlich auch die Kinder der Verwandten und Freunde sehr gerne stolze Blumenkinder. Wichtig ist, ihnen die Aufgabe vorab genau zu erklären und natürlich, wie wichtig sie als Blumenkinder für die Hochzeitszeremonie sind. Eine kleine Generalprobe kann hier ebenfalls nicht schaden. Bei mehreren Blumenkindern ist es natürlich besonders reizend, wenn Buben und Mädchen jeweils die die gleichen Anzüge und Kleidchen tragen oder zumindest ähnlich gekleidet sind. Blüten und Blumen gibt es übrigens häufig als „Reste“ beim Floristen gratis – nachfragen lohnt sich. 

Braut stehlen und entführen

Hochzeitsbrauch-Braut stehlen-entführenDas Braut entführen ist ebenfalls einer der ältesten Hochzeitsbräuche. Die wohl bekannteste Tradition am Tag der Trauung stammt aus dem Mittelalter und hat eigentlich einen nicht besonders erfreulichen Hintergrund. Damals ließen Gutsherren und Adelige die Bräute ihrer Untertanen „einfangen“, um sie in der ersten Nacht nach der Hochzeit selbst zu beanspruchen. Das „Recht der ersten Nacht“ (ius primae noctis) war lange Zeit gang und gebe – und hier sollten die Trauzeugen dafür sorgen, die Braut mit ihrem Leben vor einer drohenden Entführung und damit einer Vergewaltigung zu beschützen. Im Gegensatz zu heute war das Braut stehlen und entführen zur damaligen Zeit also kein Spaß, sondern bitterer Ernst.

Später wurde mit dem Hochzeitsbrauch Braut stehlen zudem der Beschützerinstinkt des Bräutigams auf die Probe gestellt. So entführen heute Freunde und Hochzeitsgäste die Braut und hinterlassen, wenn sie freundlich gesinnt sind, dem besorgten Bräutigam einige Hinweise, wie und wo er seine Geliebte wiederfinden kann. Meistens wird aus dem Braut stehlen und entführen dann gleichzeitig eine kleine Rundfahrt durch Kneipen und Bars, deren Zeche anschließend der Bräutigam zahlen darf.

Wenn der Bräutigam seine Angetraute findet, dann muss er sie zunächst „auslösen“, bevor alle gemeinsam wieder zur Hochzeitsfeier und -gesellschaft zurückkehren. Das kann in Form von guten Getränken für die Entführer ebenso geschehen, wie durch ein Lied oder lustigen Test des Bräutigams.

Übrigens steht der Brautstrauß im engen Zusammenhang zur Brautentführung: Denn wenn dieser von jemandem geklaut wird, dann ist damit auch die Braut gestohlen. Somit muss die Braut sehr sorgsam auf ihren Brautstrauß Acht geben. Das Braut stehlen ist einer der am häufigsten gepflegten Hochzeitsbräuche und sorgt immer für jede Menge Aufregung und Spaß.

Brautschuhe

Hochzeitsbrauch - Brautschuh versteigernAuch die Brautschuhe stehen in engem Zusammenhang zum Jahrhunderte alten Hochzeitsbrauchtum. Früher mussten die meisten Menschen sehr lange auf eine Hochzeit hin sparen, die Frau musste sich um eine ausreichende Aussteuer bemühen, und auch der Mann konnte nicht mit leeren Händen eine Familie gründen und heiraten. So mussten die ärmeren Bevölkerungsschichten jeden Pfennig dreimal umdrehen, bevor sie ans Heiraten nur denken konnten. Mädchen mussten schon in der Jugend damit beginnen, für ihre Hochzeit und ihren zukünftigen Haushalt möglichst viel zu sparen.

Der Brauch, die Brautschuhe mit Pfennigen zu zahlen, soll dieses langwierige Sparen und Hoffen auf die Hochzeit symbolisieren. Es sollte aber auch dem Bräutigam zeigen, dass seine Zukünftige sparen, entbehren und gut haushalten kann – ein Zeichen für eine glückliche Zukunft im gemeinsamen Wohlstand. Auch heute noch ist dieser Hochzeitsbrauch bekannt, die Hochzeitsschuhe mit lange angesparten Pfennigen (Cents) zu kaufen. Keinesfalls dürfen die Brautschuhe ein Geschenk vom Zukünftigen oder der Familie sein! Das soll Unglück bringen. Was neben dem Bezahlen mit Cent-Stücken rund um den Hochzeitsschuhe Brauch noch gehört: Viele Frauen legen in einen ihrer Hochzeitsschuhe ein Geldstück, was zu Geldsegen in der Zukunft führen und das Brautpaar von Armut und Geldsorgen schützen soll.

Doch das ist längst nicht alles. Meist nach Mitternacht ist es ebenso einer der beliebtesten Hochzeitsbräuche, der Braut einen Schuh zu stehlen. Natürlich dann, wenn sie am wenigsten damit rechnet – danach wird er symbolisch unter der Gesellschaft versteigert. Das läuft dann meistens so ab: Der erste Hochzeitsgast bietet einen Euro und bezahlt diesen auch. Dann kommt ein Mitbieter, der das Gebot z.B. auf 5 Euro erhöht und die Differenz auf den vorherigen Betrag bezahlt, also 4 Euro in unserem Beispiel. Meistens heizt ein Moderator die Stimmung bei der Brautschuh Versteigerung zusätzlich ein, um den Erlös zu steigern, ein anderer geht herum und sammelt das Brautschuh Geld ein. Die Versteigerung endet meist dann, wenn der Brautvater, der Bräutigam oder ein Trauzeuge das höchste Gebot halten. Der Erlös der Brautschuh Versteigerung kommt letztendlich allein dem Brautpaar zugute.

Fortsetzung Hochzeitsbräuche folgt...

Hochzeitsbräuche Teil 1

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